CAESAR NOMINIERUNG-
KATEGORIE PRINT
CLAUDIA CARNEVAL
EXPOSÉ PALAIS ECK
Ein in die Jahre gekommenes Eckhaus aus der Gründerzeit ist kein Palais. Es sei denn, man macht eines draus indem man es in seiner historischen Substanz behutsam revitalisiert, dabei den zeitgemäßen Gegebenheiten anpasst und den gefragten Altbau-Charme nicht zu Tode renoviert.
Wenn dann noch der Anspruch eines Hauchs von Luxus einerseits und trotzdem auch das Commitment zu erschwinglichem Wohnen auch für jüngere Semester andererseits dazu kommt, dann braucht man in der Kommunikation schon eine*n Spezialist*in, die diese Diversität auch entsprechend schillernd unter die ebenso diverse Zielgruppe bringt.
Claudia Carneval ist eine Hand-Werkerin in Sachen Corporate Publishing. Bevor sie ihre Botschaften grafisch und vor allem auch haptisch umsetzt, überlegt sie genau, welche Register zu ziehen sind, um nicht bloß dem Schein, sondern schlussendlich auch der Wirklichkeit und deren emotionaler Aufladung gerecht zu werden.
Claudia Carneval im Originalton: „Die Bauträger sind in diesem Fall keine Immobilien-Haie, sondern Liebhaber, die sich heruntergekommener historischer Häuser annehmen und ihnen neues Leben einhauchen möchten. Dabei haben sie auch einen Sinn für Humor. So ist zum Beispiel das ‚Palais Eck‘ entstanden. Derzeit werden ja ehemalige Kasernen oder Amtsgebäude gerne in ‚Palais‘ umbenannt. Dieses Haus an der Schillerstraße ist kein Palais, nimmt aber in Anspruch, immerhin ein liebevoll revitalisiertes Eckhaus zu sein. Das ‚Palais‘ ist mit einem Augenzwinkern sozusagen der Verweis auf die Geschichte des Hauses, die damit auch gewürdigt wird.“
Was den Wohnkomfort betrifft, bietet das Haus an einer der Einfallsstraßen im etwas vernachlässigten Linzer Neustadtviertel alles, was zeitgemäß ist. Die dezente Dekadenz des Fin de Siècle um 1890, als dieses Haus von einem Ennser Baumeister als familiäre „Stadtresidenz“ errichtet wurde, sollte allerdings schon ein wenig mitschwingen. Ebenfalls die angestrebte bunte Durchmischung der Bewohner*innen. Exklusiv aber mit Charme und Humor, eine Prise Bohème und ein bisschen Exklusivität. Jedenfalls ein bisschen anders als die Anderen! Und genau so hat sie ihr Exposé für das „Palais Eck“ auch umgesetzt. Gerade einmal 45 Exemplare. Für Banken, Investoren, Immobilienmakler und für potenzielle Bewohner*innen natürlich. Da kann man sich bei einem so zentralen Druckwerk auch ein wenig Exklusivität erlauben. Nicht nur bei der Auswahl der Papiere und der Motive, sondern auch bei der Verarbeitung: alles in der Grafischen Manufaktur handgemacht, handgebohrt, mit Buchschrauben versehen und nicht zuletzt auch umgesetzt unter Verwendung eines kräftigen Bordeauxrot als Verweis auf das Herzblut, das die Bauträger in das Projekt investiert haben. Immerhin sollte ja die historische Bausubstanz erhalten bleiben und somit auch das Stadtbild nicht verarmen. Und mit dem Anspruch, sowohl Exklusivität und Luxus als auch Jugend und ein bisschen Bohème darin unterzubringen wurde mit dieser Publikation der konzeptionelle Spagat kongenial umgesetzt.