CAESAR SILBER –
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Fredmansky
Die Sehnsucht nach dem Nichts
Die Aufgabenstellung: einen Pilgerweg als solchen zu inszenieren. Im Bewusstsein, dass es hier außer dem Weg nichts Anderes gibt. Keine Attraktionen. Wenig Bequemlichkeiten. Nur den Weg.
„Für uns ist das Mühlviertel das ‚Anti-Ischgl‘ schlechthin,“ sagt Ino Karning, Geschäftsführer der Agentur Fredmansky. „entweder man mag es, oder man mag es nicht!“
10 Gemeinden im zentralen Mühlviertel, im Großen und Ganzen entlang der Großen Mühl und ihrem Einzugsbereich aufgefädelt, haben sich zusammengeschlossen um die herbe Schönheit ihrer unaufgeregten Landschaften denjenigen Menschen ans Herz zu legen, die nicht bei der nächsten Attraktion, sondern eher bei sich selber ankommen wollen.
Und ebenso einsilbig und wortkarg, dabei herzlich und gelassen wie die Menschen in diesem Landstrich, sind auch die Texte und Schwarz-Weiß-Bilder, mit denen Fredmansky die schlichten Qualitäten des Mühlviertler Granitlandes in Szene setzt.
Und das ist schon übertrieben. Denn „in Szene setzen“ würde ja schon wieder bedeuten, etwas aufzubauschen, größer zu machen, als es ist. Und hier gibt es nichts größer zu machen, als es ohnehin schon ist.
„Der Titel ‚Granitpilgern‘ ist bei Auftragsbeginn schon festgestanden und für uns war klar, dass wir hier nichts überinszenieren dürfen, sondern – ganz im Gegenteil – gerade die Schönheit des Nichts darzustellen als das, was es ist. Alles weg zu lassen, was überflüssig ist und nach Sensation klingt. Unaufgeregt und so ehrlich, wie es ist.“
Gerade Leute, die herunterkommen möchten, Manager, gestresste Menschen aus der Stadt verändern sich und ihre Sicht auf die Welt, wenn sie drei, vier Tage lang nur den harten mühlviertler Boden unter den Füßen spüren, abends dankbar ins Bett fallen und sich auf den nächsten unaufgeregten Tag freuen können.
Die Broschüren und der Stempelpass, die neben dem Corporate Design, dem Logo, der Markenidentität und dem Webauftritt entwickelt wurden, transportieren die Einsilbigkeit, die Unaufgeregtheit und die Gelassenheit dieser Millionen Jahre alten Landschaft in ebenso stimmungsvollen wie unaufgeregten Bildern.
Es gibt den Weg. Und mehr braucht man nicht, um ans Ziel, nämlich zu sich zu kommen. Granitpilgern, umgesetzt als eine Reise zu sich und den Gedanken, die sich in der Hektik des Alltags nicht an die Oberfläche getrauen. Mit den Texten und den Bildern vermittelt die Broschüre: hier kommen sie an die Oberfläche und beginnen zu wirken.
Dass sich seit Beginn der Kampagne die Nächtigungszahlen verdoppelt haben, ist schön. Aber kein Grund, aufgeregt zu sein!