Schumacher: Wir sind Resilienz-weltmeister

Dass die Corona-Pandemie auch unsere Branche schwer getroffen hat, war von Anfang an klar. Jetzt konnten die Auswirkungen der Krise mit einer Konjunkturerhebung der KMU Austria auch empirisch belegt werden.

Die gute Nachricht: die Branche blickt zuversichtlich in die Zukunft und erwartet für 2021 Umsatzzuwächse. Ein Gutteil der Unternehmen hat sich den gegebenen Bedingungen rasch und gut angepasst. Die Schattenseiten: während einige Betriebe aus dem Spektrum der Werbung und Marktkommunikation keine oder nur geringe Rückgänge, manche sogar Umsatzzuwächse verbuchen konnten, konnte rund ein Drittel der Betriebe aufgrund gesetzlicher Regelungen ihr Geschäft nicht oder nur eingeschränkt ausüben.

Christoph Schumacher, Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation, die die Konjunkturerhebung in Auftrag gegeben hat, hat den Überblick über die Ergebnisse.

 

NWW: Wie ist der erste Eindruck?

Schumacher: Ich möchte von unserer Branche beinahe als vom „Resilienz-Weltmeister“ sprechen. Im Vergleich zu anderen Branchen haben unsere Betriebe trotz großer Herausforderungen hervorragend abgeschnitten. Nur zur Erinnerung: wir sind grundsätzlich Dienstleister der Wirtschaft. Und wenn die Wirtschaft stillsteht, dann wird es auch bei uns gespenstisch still. Aber rund die Hälfte unsere Betriebe hat in der Zeit der Pandemie neue Geschäftsfelder erschlossen und durch eine Verlagerung ihrer Kommunikation und ihrer Kommunikationsstrategien sehr viel wett gemacht und auch großen Teilen der Wirtschaft wirksame Angebote für eine Bewältigung der Krise machen können.

 

NWW: Kann man die Umsatzeinbußen beziffern?

Schumacher: Die Umsätze sind im Vergleich zum Jahr davor in der gesamten Fachgruppe um knapp 14% zurück gegangen. Das klingt jetzt nicht dramatisch. Wir müssen aber in Rechnung stellen, dass bei einigen Berufsgruppen der Rückgang gegen 100% gegangen ist. Wir reden da von der Eventwirtschaft oder etwa den Messearchitekten. Abgefangen wurden die Rückgänge zu einem Teil durch den Aufschub von Investitionen. Das wird man auch gesamtwirtschaftlich nach dem Ende der Beschränkungen spüren, denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben und die Investitionsplanungen bewegen sich um die +10%. Nur etwa 14% der Betriebe haben ihre Liquidität durch Kredite abgesichert.

 

NWW: Welche Folgen haben sich auf die Arbeitsplatzsituation ergeben?

Schumacher: Erfreulich ist, dass nur 8% der Unternehmen aus unserer Fachgruppe Arbeitskräfte entlassen mussten. Aber unsere Branche ist vorwiegend durch kleine und kleinste Betriebsgrößen gekennzeichnet. Erfreulich ist die Tatsache, dass über die gesamte Fachgruppe hinweg für das laufenden Jahr wieder eine Aufstockung der Beschäftigtenzahl um 7% geplant ist. Das hängt natürlich auch mit der Erwartung zusammen, dass quer über alle Berufsgruppen in der Branche eine positive Umsatzentwicklung – speziell von der Seite der Unternehmenskunden – erwartet wird.

 

NWW: Wie sind die Hilfsprogramme angenommen worden?

Schumacher: Rund 3/4 unserer Mitgliedsbetriebe haben im Lauf der Pandemie einmal Härtefallfonds, Fixkostenzuschüsse oder den Lockdown-Umsatzersatz in Anspruch genommen. Knapp ein Viertel der Betriebe hat Kurzarbeit in Anspruch genommen und ein weiteres Viertel hat die Krise mit Stundungen bei der Sozialversicherung oder beim Finanzamt durchgetaucht. Wobei ich dazu sagen möchte, dass sich unsere Branche ja – wie wir schon besprochen haben – durch hohe Flexibilität und Kreativität auszeichnet. Ohne diese Hilfsmaßnahmen wäre die Situation heute allerdings deutlich dramatischer.

 

NWW: Wenn wir in die Zukunft schauen, wie schätzen Ihre Mitgliedsbetriebe die Lage ein?

Schumacher: Da klaffen die Einschätzungen – je nach Tätigkeitsbereich natürlich sehr weit auseinander: während ein Viertel schon wieder auf dem Vor-Corona-Umsatzniveau ist, veranschlagen knapp die Hälfte der Betriebe zwischen einem halben Jahr und mehr als einem Jahr, bis sie wieder ihre volle Leistungsfähigkeit erreicht haben werden. Jeder 5. Betrieb kann es nach eigenen Angaben nicht einschätzen ob oder wann das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden kann.

 

NWW: Gesamt gesehen, welche Schlüsse ziehen Sie aus den Ergebnissen der Konjunkturerhebung?

Schumacher: Grundsätzlich bestätigt die Studie ja, was wir aus der alltäglichen Arbeit mit unseren Mitgliedsbetrieben schon seit dem Vorjahr wissen. Nur stellt es unsere Einschätzungen jetzt eben auf empirische Beine. Die Studie bestätigt, dass unsere Betriebe es geschafft haben, auf sich selber gut aufzupassen. Das ist sehr viel wert! Darüber hinaus haben sie mit ihrer Kompetenz anderen Betrieben geholfen, gut durch die Krise zu kommen. Anpassung an neue Gegebenheiten ist eben ein Schlüsselfaktor unserer Branche und daher sind wir vielen Bereichen der übrigen Wirtschaft weit voraus. Sowohl im Tun als auch im Optimismus und in der Zukunftsorientierung. Und gerade darum bin ich auch überzeugt, dass unsere Profis es sind, die der gesamten Wirtschaft dabei helfen werden den Karren wieder flott zu machen. Man braucht sich nur an sie wenden!