CAESAR GOLD – EVENT
Werner Pfeffer

R.O.W. – Rhythm On Water

„Ich will gar nicht wissen, was Du machst! Ich möchte mich selber überraschen lassen!“, so zitiert Werner Pfeffer seinen Auftraggeber, den Veranstalter der Ruder-WM 2019 in Ottensheim. „So etwas passiert kaum einmal und ist einerseits ein Beweis für das größtmögliche Vertrauen. Andererseits stellt es dich vor das Problem, dass du wenig Anhaltspunkte hast, was von dir erwartet wird.“

Aber es wäre nicht Werner Pfeffer, wenn er nicht gleich einmal den Ort des Geschehens besuchen würde. Nicht nur um die technischen Informationen abzufragen, sondern auch um ganz genau hin zu schauen und hin zu hören, was es dort gibt. Eine Wasserfläche, dahinter in der Ferne die Bäume des anderen Ufers, den schmalen Landungssteg… ruhige, beeindruckende Natur einer Flusslandschaft. Eingebettet in ein Umfeld, das nur zum Teil sichtbar ist. Aber hörbar und wahrnehmbar.

„Und dann ist mir bewusst geworden, dass Rudern die einzige Sportart ist, bei der die Athleten nicht nach vorne zum Ziel, sondern zum Start schauen. Dazu braucht es enorme Synchronisation derjenigen, die sprichwörtlich in einem Boot sitzen. Und alles definiert sich über den gemeinsamen Rhythmus. Also war es der Rhythmus, den ich dem ganzen Konzept zugrunde gelegt habe. Sowohl bei der Auftragskomposition als auch bei den Hörbildern. Und ganz nebenbei ergibt ‚Rhythm On Water‘ ja auch das Akronym ROW, also Rudern.“

Neun solcher Hörbilder hat Werner Pfeffer aufgenommen. Unter anderem das Kraftwerk, die Schleuse, den Wochenmarkt, die Drahtseilfähre, die Glocken des Stifts und die allabendlich wiederkehrenden 10.000 Dohlen, die sich ihr Nachtquartier in den Bäumen entlang der Regattastrecke suchen. Unterschiedliche Rhythmen. Von der wöchentlichen Frequenz des Marktes über das tägliche Dohlen-Fly-In, den Fahrplan der Drahtseilbrücke, das stündliche Läuten der Stiftsglocken, die 60 Schiffe, die täglich die Schleuse passieren bis zu den 100 Umdrehungen der Turbinen im Kraftwerk.

„Ich wollte kein Event für Leute in aller Welt machen, mit dem die Augen auf Ottensheim gezogen werden, sondern umgekehrt: für die Bewohner*innen von Ottensheim. Und wir hatten mehr als tausend Athlet*innen aus der ganzen Welt vor Ort. Ihnen wollte ich vermitteln, wo sie sich befinden. In der Dunkelheit der Nacht. Also haben wir diese 20 – 30 Sekunden kurzen Hörstücke mit jeweils einer einleitenden Doppelmoderation auf englisch und deutsch vorgeführt um den Schauplatz akustisch zu verorten.“

Für die Auftragskomposition, ein Stück für vier Perkussionist*innen, konnte der in London arbeitende Welser Schlagzeuger Bernhard Schimpelsberger gewonnen werden. Er war es auch, der die ursprünglich geplanten Stahlfässer gegen einen Bootsrumpf als Instrument ausgetauscht hat. 5 Minuten 18 Sekunden dauert die Komposition übrigens. Genau jene Zeit, die den derzeitigen Weltrekord über 2000 Meter im Achter markiert. Und diese Weltrekordfahrt wurde während der Komposition sparsam aber effektvoll pyrotechnisch illustriert.

„Mir geht es ja darum, die „losen Enden“ zu finden und zu verknüpfen und nicht vorgefertigte und vorhersehbare Events zu liefern.“ Sagt Werner Pfeffer über seine Arbeit. Und für dieses Projekt hat er noch viele andere lose Enden gefunden und neu verknüpft.

Mehr davon gibt es hier: Die Eröffnungszeremonie.