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Kulturfux

Dramatische Rettung

Wenn sich Hollywood einer historischen Begebenheit annimmt, dann muss sie wirklich Thriller-Qualitäten haben. Und auch wenn Altaussee in den letzten Jahren als James-Bond-Schauplatz zu Ehren gekommen ist; stellt dieser wahre historische Krimi, der sich 1945 hier abgespielt hat selbst Daniel Craig in den Schatten.

Rückblende 1943: Kirchliche Stellen in Österreich beginnen, ihre Kunst- und Kulturschätze vor den Bombenangriffen der Alliierten Mächte in Sicherheit zu bringen. Das Salzbergwerk in Altaussee ist dafür der geeignete Ort. 700 Meter tief im Berg mit einer konstanten Temperatur von 7 Grad und 75% Luftfeuchtigkeit hat es alle klimatischen Vorzüge eines Kunstdepots.

Schon bald darauf bekommt auch das Nazi-Regime Wind von den für Kunstwerke ideal geeigneten Verstecken im Salzbergwerk und beginnt für den „Sonderauftrag Linz“, Raubkunst aus ganz Europa – mehr als 10.000 Kunst- und Kulturgüter – im Bergwerk einzulagern …

Als sich im März 1945 die Niederlage abzeichnet befiehlt Hitler, alles, was „dem Feind“ irgendwann einmal nützlich sein könnte, zu zerstören. So lässt Gauleiter Eigruber im April 1945 acht 500-Kilo-US-Fliegerbomben – getarnt als Marmorkunstwerke – in die Kammern mit den Kunstwerken bringen um sie im Fall einer Niederlage zu zünden und damit alles zu vernichten. Kulturgüter und das gesamte Bergwerk. 12 Bergwerksarbeiter enttarnen allerdings die Bomben und bringen sie unmittelbar vor der bevorstehenden Zündung aus dem Bergwerk und verstecken sie im Wald. Nach Kriegsende kommen die amerikanischen Besatzungstruppen zu den unschätzbar wertvollen Kunstschätzen und ihre Rückführung kann stattfinden.

Soweit die Kurzfassung der tatsächlichen Geschichte …

Dargestellt einerseits in Hollywood-bedingter Adaptierung im Film „Monuments Men“ von und mit George Clooney und andererseits in der mehrfach ausgezeichneten, deutsch-österreichischen Produktion „Ein Dorf wehrt sich“.

„Für mich persönlich ist das Bergwerk in Altaussee das schönste der Salzwelten.“, schwärmt Michaela Maria Fuchs. „Schon immer! Ich finde die Geschichte des Bergwerks so berührend. Dass hier im 14. Jahrhundert vermutlich mehr als ein Jahrzehnt lang ein Stollen zentimeterweise per Hand vorgetrieben wurde bis man – endlich – auf das begehrte Salz stieß. Und für mich persönlich war es ein Zufall, quasi ‚zur rechten Zeit am rechten Ort‘, dass ich zur Ehre gekommen bin, die Szenografie bei der anstehenden Renovierung des historischen Stollens zu übernehmen.“

Michaela Maria Fuchs war jahrelang Projektleiterin für eine Film- und Ausstellungsproduktionsfirma gewesen und danach in die Selbständigkeit gestartet. Das Projekt „Springerwerk – Das Glück der Kunst“, das eine völlige Neuinszenierung der Geschehnisse rund um den „Sonderauftrag Linz“ vorsah, war ihr erstes Projekt in ihrer Selbständigkeit.

Dieser „Sonderauftrag Linz“ sah vor, nach dem „Endsieg“ des 1000jährigen Reiches in Linz, der „Kulturhauptstadt des Führers“, das geplante „Führermuseum“ mit der in ganz Europa geraubten Kunst zu bestücken.

Bis dahin sollten sie im Berg versteckt bleiben. Darunter Gemälde von Vermeer, Da Vinci, Rembrandt, Brueghel und Gainsborough, zahlreiche Grafiken, Zeichnungen, Skulpturen, Möbelstücke, Wandteppiche, Schmuckstücke und Bücherkisten. Auch Werke, die angeblich nicht für dieses Museum bestimmt waren, hatten einen Platz im Altausseer Bergwerk, u.a. die „Brügger Madonna“ von Michelangelo, der Genter Altar von Jan van Eyck, die St. Florianer Riesenbibel oder der Tassilokelch aus Kremsmünster.


Dass diese Kunstwerke in erlesenen Reproduktionen oder als 3D-Visualisierungen heute im Springerwerk in Originalgröße betrachtet werden können, ist Verdienst von „Kulturfüxin“ Michaela Maria Fuchs, die sich von Jänner 2018 bis zur Neueröffnung im Mai 2019 um die Umsetzung des EU-Leader-Projekts gekümmert hat.

„Eine wirkliche Herausforderung bei den digitalen Visualisierungen und Audiozuspielungen waren neben der korrekten Aufarbeitung des Themas auch die besonderen technischen Anforderungen für Bergwerksverhältnisse. Alle elektrischen und elektronischen Bauteile mussten nach der TÜV-Vorgabe IP54 gegen Feuchtigkeit gekapselt sein.“, erzählt Michaela Maria Fuchs.

So findet man – ganz IP54-konform – heute bei Sonderführungen in diesem Teil des Bergwerks neben Erzählungen eines Zeitzeugen die Dokumente des Bundesdenkmalamts zu den Kunstschätzen, das Kunstdepot mit einigen Reproduktionen der dort gelagerten Kunstwerke, eine 3D-Visualisierung des Genter Altars sowie eine Hörprobe aus der 8. Symphonie von Anton Bruckner, deren Originalpartitur ebenfalls im Springerwerk gelagert war und durch die Zivilcourage von 12 Bergmännern so wie zahlreiche andere unschätzbar wertvolle Kunstwerke gerettet wurde.