Das Niveau der Einreichungen ist – übereinstimmend bei allen Juror*innen – hoch. Die Stimmung relaxt und es gibt ausreichend Raum und Zeit für tiefergehende Diskussionen über die vorgelegten Arbeiten. Wir haben in der Mittagspause ein paar Eindrücke der Juror*innen gesammelt und zusammengestellt.

Thomas Börgel, Juryvorsitzender aus Emsdetten/Deutschland:

 

Die Qualität der Arbeiten ist seiner Ansicht nach grundsätzlich hoch. Das macht es den Juror*innen auch schwer, denn die Entscheidungen sind knifflig. „Es ist sehr, sehr eng!“ Gerade im Spitzenfeld sind es Nuancen, die schlussendlich entscheiden. Eine besondere Qualität sieht der Jury-Vorsitzende im Bereich des Corporate Design und im Print-Bereich.

Was seine Rolle betrifft, so hält er sich aus den Entscheidungen weitgehend heraus. Nur in Fällen, in denen keine Entscheidung gefunden werden kann würde er eingreifen.

Reanne Leuning, Außenwirtschaft Austria/Wien

 

Als international orientierte Leiterin der Abteilung für Creative Industries hat die gebürtige Holländerin viel Erfahrung mit Werbung im internationalen Kontext.

Der oberösterreichischen Werbeszene attestiert sie ein internationales Niveau und bemerkt, dass sich die bisher bewerteten Arbeiten im internationalen Wettbewerb durchaus messen könnten. Ihr Anliegen ist es, Kreativleistung zu exportieren. In diesem Bereich sieht sie jedenfalls sehr viel Potenzial.

Was sie besonders an den Arbeiten aus Oberösterreich schätzt, das ist ein subtiler Humor und eine besonders ausgeprägte hohe handwerkliche Qualität. In Summe „thumbs up“ für die Arbeiten, die sie bis jetzt gesehen und mitbewertet hat.

Eveline Rabold, Rabold&Co, Oberwart

 

Als Art-Directorin und Chefin in ihrer eigenen Agentur sieht Eveline Rabold die Sache der Wettbewerbseinreichungen aus dem Blickwinkel einer Betroffenen. „Traditionell“ – so ihre Aussage – sei die Qualität der eingereichten Arbeiten in Oberösterreich immer hoch. Sie könne das beurteilen, denn immerhin ist ihre Jurorinnen-Tätigkeit für den CAESAR2022 nicht die erste.

Interessant erscheint ihr – im Vergleich zu ihrem Heimatbundesland – der Schwerpunkt auf Industrie und Technologie. Das stelle ganz andere Herausforderungen als die eher emotions-orientierten Aufträge in ihrem Umfeld  mit Schwerpunkten bei Wein und Tourismus.

Und, fügt sie hinzu, es sei ihr immer eine Ehre, nach Oberösterreich zu kommen und in einer ernst zu nehmenden Jury herausragende Arbeiten zu prämiieren.

Martin Dechant, IKP Dornbirn

 

Auch der Agenturchef aus dem Ländle – vom entgegengesetzten Ende Österreichs – führt ins Treffen, dass er den Abstecher nach Oberösterreich nicht ganz uneigennützig macht. „Man lernt ja nie aus. Und wenn wir in Vorarlberg und in Oberösterreich schon ähnliche Branchen in Technologie und Industrie beackern, dann kann man verdammt viel dazulernen wenn man den Vergleich hat.

Eine Besonderheit scheint ihm jedenfalls bemerkenswert: nämlich dass in Oberösterreich nicht nur das Niveau gehalten werden kann, sondern sich seiner Ansicht nach kontinuierlich steigert.

Heike Kmiotek, Kmiiio-Design, Düsseldorf 

 

Dass der Designerin und Illustratorin natürlich die handwerkliche Qualität der Gestaltung besonders am Herzen liegt, ist naheliegend. Daher sind es für sie auch die Kategorien Corporate Design und Corporate Publishing, die ihr von der Qualität her besonders in Aug springen. Hier sieht sie eine außergewöhnliche Leistungsfähigkeit in der Region verortet. Dass das Setting der Jurysitzung genug Zeit und Raum für eingehende Diskussionen lässt, ist für sie eine ein weiterer Grund, sich in Oberösterreich wohl zu fühlen und ihre Expertise gewissenhaft einzubringen.

Claudia Mayer, coachingbyclaudia, Niederlande


Als Lektorin für Design-Thinking und Kreativ-Coach ist ihr kritischer Blick besonders auf die strukturelle Klarheit und Durchdachtheit eines Projekts fokussiert. Und dieses Qualitätskriterium sieht sie bei den besten Arbeiten in außergewöhnlichem Maß berücksichtigt. Nur dann, wenn wirklich alle Details geklärt sind und sich in der Umsetzung vermitteln, ist ein Projekt in ihren Augen gut. 

Auch sie bemerkt die Knappheit bei Entscheidungen. Sie wünsche sich dann immer Plätze für zusätzliche Nominierungen, sagt sie. Interessant für die gebürtige Tirolerin, die seit langem in Holland lebt, ist die Aufmerksamkeit, die hier auch kleinen und kleinsten regionalen oder lokalen Projekten gewidmet wird.

Claudia Mayer wird übrigens bei der nächsten NETZWERK ARENA am 8. September eine Keynote zum Thema „Zeitfresser aushungern für Kreative“ halten.

Die Jury zum CAESAR2022

(v.l.n.r) Christian Vogel, München; Claudia Mayer, Holland; Wolfgang Schuster (Notar), Linz; Heike Kmiotek, Düsseldorf; Thomas Börgel (Juryvorsitz), Emsdetten; Markus Henrich, Wien; Friedrich Vesely, Wien; Eveline Rabold, Oberwart; Martin Dechant, Dornbirn; Reanne Leuning, Wien; Christoph Teller, Linz.